Von: "Dominic Jefferies" <dominic-jefferies@gmx.de> An: <download@chip.de> Betreff: Fehler in Downloadbeschreibung zu MP3Gain / Veraltete Version Datum: Dienstag, 13. August 2002 09:41 Anhänge: compressed.png; uncompressed.png
Hallo, Ihnen sind in der Beschreibung zu MP3Gain (http://www.chip.de/downloads_updates/downloads_updates_8768935.html) einige Fehler unterlaufen. MP3Gain trägt immer zwei Versionsnummern: Die Backend-Version (mp3gain.exe) und die GUI-Version. mp3gain.exe ist der eigentliche Programmkern, der die Analysen und Anpassungen an den Dateien ausführt. Dessen aktuelle Version ist 1.2.1. Die GUI ist nur das Steuerungsprogramm für mp3gain.exe. Dessen aktuelle Version ist 0.9.0 - die auf Ihrer Website angebotene Version allerdings *kann* nur veraltet sein, da Sie das Komplettpaket mit VB-Runtimes anbieten. Für die letzten MP3Gain-Versionen (ab 0.8.x, soweit ich weiß) wurde jedoch dieses Komplettpaket nicht angeboten. Die Einbindung von Sprachdateien funktioniert erst ab GUI-Version 0.8.x. Da Sie in der Beschreibung auf die deutsche Sprachdatei linken, sollten Sie schon eine MP3Gain-Version anbieten, mit der die Sprachdatei korrekt funktioniert. ;-) Am besten, Sie bieten das Paket ohne VB-Runtime an (was ja die einzige Möglichkeit ist, an die aktuelle Version zu kommen), und fügen einen Hinweis hinzu, dass im Falle einer Fehlermeldung die Runtime-Files, die ebenfalls im CHIP-Downloadbereich erhältlich sind, Abhilfe schaffen werden. Auch sollten Sie immer die Versionsnummern von mp3gain.exe UND der GUI angeben. Hier ist die aktuelle Version (mp3gain.exe + GUI) erhältlich: http://privatewww.essex.ac.uk/~djmrob/mp3gain/mp3gainEXEonly.zip Weiterhin sind einige sachliche Fehler im Text enthalten: > "Album Gain" analysiert mehrere Dateien und passt alle im Verhältnis > zueinander an. Dies sollte klarer ausgedrückt werden. Album Gain behandelt alle Dateien als eine große Datei, deren Lautstärke dann auf das angegebene Level gebracht wird. Außerdem fehlt ein Hinweis, dass Radio Gain alle Dateien auf die gleiche Lautstärke bringt - dies wäre wohl der Modus, den die meisten User benutzen würden. > Hinter "Replay Gain" verbirgt sich die Referenzlautstärke, welche für > alle Arten der Wiedergabe gedacht ist. Absolut falsch. ReplayGain ist ein Standard für eine Methode, die Lautstärke von Audiodaten so zu berechnen, wie sie das menschliche Ohr wahrnimmt. Der Standard beschreibt die Analyse, die MP3Gain ausführt, um die "durchschnittliche" Lautstärke der Datei zu ermitteln. Der gesamte ReplayGain-Standard sieht als ideale "durchschnittliche" Wiedergabelautstärke 83dB SPL vor, weil dies von erfahrenen Toningenieuren als "angenehme Lautstärke" eingestuft wurde. Genauere Erklärungen finden Sie auf der ReplayGain-Website, http://www.replaygain.org. Man dürfte von einer Zeitschrift wie CHIP wenigstens erwarten, dass diese Site (wenn auch nur kurz) besucht wurde, um sich darüber aufzuklären, was ReplayGain überhaupt ist. Stark vereinfacht kann man sagen, dass ReplayGain die Analyse bezeichnet, die MP3Gain ausführt, um die durchschnittliche Lautstärke der Datei zu berechnen. Das ist zwar immer noch nicht 100%ig korrekt, aber korrekter als das, was jetzt in der Downloadbeschreibung steht, und trotzdem noch für einen Anfänger zu verstehen. ;-) > Die Voreinstellung von 89 Dezibel empfehlen wir auf 95-97 Dezibel > anzuheben. Jetzt werden tausende von Anfängern ihre MP3s versaut haben. Der Tipp ist die beste Anleitung dazu. Alle beschweren sich, dass die auf 89dB heruntergesetzten Dateien "zu leise" sind. Nein, sie sind nicht zu leise, sie sind einfach leiser. Die besten Rock-/Pop-Aufnahmen wurden zwischen 1982 und 1994 gemacht. Bearbeitet man mit MP3Gain gute Aufnahmen dieser Zeit, wird die Lautstärke in den meisten Fällen um nicht mehr als 3dB heruntergesetzt werden müssen, um auf 89dB zu kommen. In vielen Fällen wird sie sogar heraufgesetzt werden müssen - dass die Aufnahmen aus der Zeit leiser klingen, liegt nicht etwa daran, dass die Technik nicht weit genug fortgeschritten war, wie die meisten Menschen annehmen, sondern dass sich die meisten Ingenieure tatsächlich an dem orientiert haben, was gut klingt. Heutzutage werden alle Aufnahmen so laut wie möglich gemacht (auf CDs wie auch im Radio) - die meisten Menschen sind nur noch solche Aufnahmen gewöhnt, weshalb die 89dB etwas leise erscheinen. Interessante Informationen zum "Lautheits-Krieg" finden Sie im folgenden Dokument, geschrieben von David Robinson, dem Begründer des ReplayGain-Standards, im Kapitel 2: http://privatewww.essex.ac.uk/~djmrob/commsbill Dabei geht es zwar um den Lautheitskrieg bei Radiostationen, bei aktuellen Audio-CDs ist es jedoch fast genau so. Es gibt einen weiteren Grund, warum der Zielwert von 95-97dB Schwachsinn ist. Lassen Sie mich es an einem praktischen Beispiel erläutern. Die angehängte Grafik uncompressed.png ist eine sehr dynamische Aufnahme aus dem Jahre 1985, compressed.png stellt eine extrem komprimierte und laute Aufnahme aus dem Jahre 2000 dar. Trotz extrem unterschiedlicher durchschnittlicher Lautstärke ist der Spitzenpegel bei beiden Aufnahmen ungefähr gleich. Wenn Sie jetzt die durchschnittliche Lautstärke auf 95dB bringen, wird zumindest die unkomprimierte Aufnahme *wahnsinnig* starkes Clipping aufweisen, da sie sehr viel lauter gemacht werden müsste - das digitale Maximum ist aber schon in der Originalfassung (fast) erreicht. Alles, was über das digitale Maximum hinausgeht, wird geclippt. Die komprimierte Aufnahme würde, um auf 95dB zu kommen, wahrscheinlich sogar reduziert werden müssen - somit würde wahrscheinlich kein Clipping mehr auftreten, aber das Risiko ist natürlich vorhanden. Durch diese Erklärung sollte auch klar werden - auch, wenn es zunächst ein wenig unlogisch klingt -, warum ausgrechnet die besten Aufnahmen bei einer ReplayGain-Anpassung auf einen Wert über ca. 90dB am ehesten Clipping aufweisen. Dies sind Fakten. Ich kann Ihnen zahlreiche Ressourcen nennen, bei denen Sie sich selbst davon überzeugen können. Ich bitte Sie, diese Fehler zu korrigieren. Mit freundlichen Grüßen Dominic Jefferies