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Beiträge [ 8 ]



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Thema: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?
Eine eher philosophische Betrachtung

Es trug sich zu das ich mal wieder ein paar CD's in mein Archiv einpflegte. Der übliche Arbeitsaufwand stand bevor: CD's mit EAC rippen, Intro-Zeiten messen, Tags vervollständigen, Lyrics suchen … ,und bei alle dem, die Musik genießen. Doch auf einmal schreckte ich bei letztgenanntem auf. „Huch,“ schoss es mir durch den Kopf „was hat sich der Techniker denn da für einen Soundeffekt gegönnt“. Also, ein paar Sekunden zurückspulen und die Stelle noch mal, und diesmal nicht nur nebenbei, sondern mit voller Aufmerksamkeit abgehört.

„Nein – das ist kein Soundeffekt – da stimmt was nicht – das sind „drop-Outs“ im linken Kanal“. Hatte mir EAC einen Streich gespielt, oder ist mir die Meldung zur Fehlererkennung nicht aufgefallen. Also zunächst die LOG-Datei geöffnet und nachgesehen.

„Kopie OK - Keine Fehler aufgetreten - Ende des Statusreports“

Dann also mal rann, irrt hier EAC oder irre ich, der immerhin schon seit knapp 30 Jahre als Tontechniker seine Brötchen verdient. Doch bevor ich den Gang zum Ohrenarzt antrat erst mal die Datei analysieren, warum den Fehler bei mir suchen (man bin ich von mir eingenommen). Also ab mit der Datei nach Audacity (das Tool für den schnellen Hunger zwischendurch) und zur entsprechenden Stelle hin und weit aufzoomen. Da waren sie zwei schöne drop-Outs, kurz hintereinander, meine Ohren sind noch brauchbar aber was ist los mit EAC.

Bei der Datei handelt es sich um „Tribal Statistics“ von „Manfred Mann's Earth Band“ auf der „Somewhere In Afrika“ (Original 1982 recording) (COMMCD 5) aus dem „Manfred Mann's Earth Band Box Set“ von 1992. Nur gut das ich auch die „The Very Best Of“ von 1993 habe, so habe ich die Möglichkeit eines direkten Vergleichs. Also Track 8 der zweiten CD ebenfalls in Audacity eingelesen und beide Dateien syncronisiert (der Fade In auf der „Best Of“ fängt ungefähr eine Sekunde später an) und was soll ich sagen – auch hier befinden sich die beiden drop-Outs, lediglich der Pegel der Aufnahme ist etwas geringer.

https://www.audiohq.de/articles/tompro/Wellenform.png

Jene, mit den Augen getätigte, Feststellung ließ ich mir dann noch mal durch die „Properties“ in foobar2000 bestätigen.

https://www.audiohq.de/articles/tompro/Properties.png

Also, da hatte sich jetzt schon ein Fehler im digitalen Datenstrom weit vor den Glasmastern der beiden CD's eingeschlichen, welcher den bearbeitenden Tontechnikern nicht aufgefallen war, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß dies gewollt war. Das für die „Best Of“ eine Nachbearbeitung stattgefunden hat erkennt man ja an der Pegelreduzierung, welche, nach grober Draufsicht, höchst wahrscheinlich durch einen Regelverstärker (Kompressor und/oder Limiter) und nicht Linear (Fader) stattgefunden hat.


Dieses Vorkommnis ließ mich jetzt darüber sinnieren „Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?“.
Will ich jetzt wirklich eine originalgetreue Kopie, wie ich es ja hier im Forum immer anzustreben propagiere, oder wäre mir der korrekte Datenstrom, oder besser das ungetrübte musikalische Ereignis lieber. Momentan kann ich beim besten Willen keine der beiden angestrebten Zustände im Konfliktfall eine Priorität einräumen. Ich werde die Dateien zunächst erst einmal so belassen wie sie sind. Es gibt ja noch etliche „Re-Release“ und andere Pressungen, und sollte mir mal eine unterkommen auf der der Fehler nicht mehr drauf ist so stehe ich erneut vor der Frage durch Past & Copy die Stelle zu reparieren oder mich dann nur noch an der „Fehlerfreien“ in Zukunft erfreuen.


Eines ist jedoch sicher, die trügerische Sicherheit, welche mir EAC, das ja alles richtig gemacht hat, über die vielen vielen Jahre beschert hat, ist ab jetzt zweigeteilt. „Ja!“ die Datei auf meiner Festplatte entspricht einer „bitgenauen Kopie“ aber ist sie „Fehlerfrei“?


PS.: Sollte jemand eine „saubere Version“ auf einer anderen Pressung haben würde ich mich zu mindestens über eine entsprechende Benachrichtigung freuen.

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Re: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

Meine Meinung: Wenn auf dem Original ein produktionsbedinger Fehler vorhanden ist, belasse ich den eben auch auf der bitgenauen Kopie. Das Clipping auf einer "death magnetic" kann ich ja auch nicht entfernen. Also ärgere ich mich eben über die schlechte Produktion und versuche, "drumherum" zu hören...

Raubkopieren ist nicht der ideologische Kampf gegen das böse System,
sondern egoistische, arrogante, knausrige Scheiße.

3 bearbeitet von Edoardo (Original: 2013-07-28 11:51)

Re: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

Sehe ich genauso. Es wird einfach nur archiviert.

Aber was genau sagen dir die Properties in foobar? Da sieht man doch den Fehler nicht, oder?

Re: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

@ Edoardo
Den (die) Fehler (Drop-Out) selbst sieht man dort nicht. Es ist ein Vergleich von zwei verschiedenene Pressungen. Bei Album Peak siehst Du, daß die maximale Aussteurung über das ganze Album nur ganz gering unterschiedlich, also eher fast gleich ist. Trotzdem ist die durchnittliche Lautstärke (Album) bei 2 knapp 1 dB höher - also kommt dafür nur eine Kompressor in Betracht, der leise Stellen stärker anhebt als laute Stellen.
Bei den Einzeltracks siehst Du den Unterschied noch deutlicher. Man könnte jetzt (nur zur Kontrolle) beide Einzeltitel noch mal linear auf einen identischen Maximalwert verstärken (Normalisierung - so daß der Track Peak gleich ist) und den Track Gain neu ermitteln lassen. Dann würdest Du die Komprimierung auch dort besser erkennen können.
Die Properties sollten nur zeigen, daß die Titel / das Album zwar "nachbearbeitet" wurden, aber eben auch vom bereits fehlerhaften Material.

@ Tom Pro
Solche Fehler treten auch bei anderen CDs / Künstlern auf. Hör mal als Beispiel in die ganz alten Titel von Roy Orbison rein. Ursachen dafür gibt es viele: Produktionsfehler bei den damals verwendeten Bändern, Schnitt/Klebestellen im Band - wer weiß das schon ...

Ab dieser Stelle hätte ich selbst jetzt niemals einen solchen Beitrag hier im Forum eröffnet - gebe ich ehrlich zu.
Das heißt, ich lasse die Titel auch erst mal Bitgenau einlesen. Aber je nachdem, welchen Stellenwert der Titel bei mir hat (wie sehr ich ihn mag), habe ich durchaus keine Hemmungen, gewisse Nachbearbeitungen in solchen Fällen - soweit es mir möglich ist - durchzuführen und dann auch als "Private edit" zu kennzeichnen. Wobei ich selbstverständlich die ursprüngliche Version weiterhin im Archiv behalte.
Und - es sind und bleiben trotz alledem Ausnahmefälle ...

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Re: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

Meiner Einer schrieb:

Bei Album Peak siehst Du, daß die maximale Aussteurung über das ganze Album nur ganz gering unterschiedlich, also eher fast gleich ist. Trotzdem ist die durchnittliche Lautstärke (Album) bei 2 knapp 1 dB höher - also kommt dafür nur eine Kompressor in Betracht, der leise Stellen stärker anhebt als laute Stellen.

Ach so. Bedeutet der geringere Wert für Album Peak bei der neueren Version nicht, daß die lauten Stellen sogar leiser gemacht wurden? Album Peak 0,97 heißt doch 97% der Vollausteuerung, oder nicht?

6 bearbeitet von Meiner Einer (Original: 2013-07-29 10:58)

Re: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

OK, in diesem Falle ist die maximale Aussteuerung etwas verringert worden. Man weiß jetzt natürlich nicht, was genau der Ton-Ing bei der Bearbeitung gemacht hat und wieviel Bearbeitungsschritte erfolgt sind.
Beispiel 1:
a) Mit dem Kompressor wurden die leisen Stellen lauter gemacht (also die Dynamik verringert),
b) anschließend wurde noch mal "Normalisiert" (die Lautstärke linear verändert) mit einem neuen Vorgabewert.

Beispiel 2: Kompressor mit Limiter-Funktion. Bewirkt ebenfalls eine Anhebung der leisen Stellen. Bewirkt aber auch, daß ab einen einstellbaren Schwellwert (knapp unterhalb der Vollausteuerung) die schon lauten Stellen geringfügig abgeschwächt werden.

Es gibt viele Möglichkeiten; im nachhinein sieht man im Editor aber nur die konkreten Auswirkungen, nicht, was und wie es durchgeführt wurde.

Zum Schluß noch ein ganz einfaches, simples Rechenbeispiel, welches nur zum Verständnis dienen soll. Ich hoffe, unsere Experten "steinigen" mich nicht für diese extrem stark vereinfachte "Erklärung" ...

Nehmen wir mal als Beispiel (wir bleiben jetzt dabei mal komplett in der Prozentrechnung; ich denke, das ist evtl. einfacher zu verstehen) einen simplen Sound: Eine leise Stelle mit 30% und eine laute Stelle mit 90% bezogen auf die Vollausteuerung. Damit hätten wir einen Unterschied von 60% (also die "Dynamik"). Als rechnerischer Mittelwert ergibt sich dann 60%, also eine bestimmte durchschnittliche Lautstärke.

Jetzt bearbeiten wir das. Die leise Stelle mit 30% wird auf 50% erhöht, die laute Stelle mit 90% auf 80% verringert. Damit ergibt sich nur noch ein Unterschied von 30% zwischen Laut und Leise. Als durchschnittliche Lautstärke aber hätten wir jetzt 65%.


Obwohl nun die maximale Aussteuerung von 90 auf 80% verringert wurde, man also denken könnte, der Titel wäre nun leiser: Nein, er ist tatsächlich lauter geworden - in unserem Beispiel von 60 auf 65%.

Ich hoffe, daß war einigermaßen verständlich?

Re: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

Es gibt Aufnahmen bei denen ein kleiner Audiofehler die Stimmung zunichte macht und Aufnahmen, die ich mir ohne Knacksen und Rauschen nicht vorstellen kann. Das, was Meiner-Einer beschrieben hat, gefällt mir. Eigene Bearbeitung von Tracks, man erstellt sich seine eigenen, einzigartigen Versionen. Hat Glenn Gould auch so seinen Hörern empfohlen.

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Re: Was ist mir bei der Archivierung Wichtig?

Hallo,

hier liegt ja der Fehler auf / im Original, daher kann man da ja nichts anderes als eine fehlerhafte Kopie bekommen.
Es ist ja eine reine 1:1 Kopie, der Fehler lässt sich ja nicht durch Veränderungen im Kopiermodus beheben, sondern indem man ein anderes Original (fehlerfreies) kauft.

Gruß

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