Thema: Kopierschutz-Verzicht dank "Konsumentenreife"?
Einführung
Ausgangspunkt für diese Thema-Eröffnung ist ein von start78 im Thread Dynamic Range taggen? geäusserter Satz, dem ich nicht im vollen Umfang zustimme.
Zum Zusammenhang: In dem angesprochenen Thread hatte ich die indirekte Frage gestellt, ob Verbraucher bei der dort angesprochenen Initiative gegen den Loudness War überhaupt eine wichtigere Rolle spielen könnten.
Allerdings erschließt sich auch mir nicht ganz, wie entsprechend interessierte Verbraucher zu einer Lösung des Problems beitragen können, wenn es doch an einer ihnen völlig unzugänglichen Stelle verursacht wird, denn bisher ist mir kein Mastering-Studio bekannt, welches auf deren Meinung in irgendeiner Form Wert gelegt hätte.
Darauf antwortete mir Meiner Einer:
Ich denke, es bestehen durchaus Aussichten. Erinnern wir uns an das Thema "Un-CDs" oder DRM - beides hat sich beim Verbraucher nicht wirklich durchsetzen können. Ich habe jedenfalls (von alten Beständen mal abgesehen) schon lange keine Kopiergeschützte CD mehr in den Läden gefunden. Es hat sich also ganz einfach über den Markt geregelt. Ich habe auch nie solche CDs gekauft - also strikt verweigert...
Allerdings sehe ich bei diesem Loudness War doch erheblich mehr Probleme. Denn die Akzeptanz (oder besser: Toleranz?) in der Bevölkerung ist weitaus höher. Oder es ist den meisten schlichtweg egal, solange die Musik irgendwo im Hintergrund "dudelt". Denn schließlich wird ihnen ja nicht wie bei DRM oder Kopierschutz "verboten", die Musik überall und auf jedem Gerät abzuspielen.
Zu diesen Sätzen äusserte sich dann start78 folgendermassen:
Was Deinen Vergleich zu Kopierschutzmechanismen angeht: Der hat die Mehrzahl der Konsumenten gestört und wurde erst abgeschafft, nachdem er seinen Zweck erfüllt hatte: Die Kunden waren sensibilisiert und jedem ist jetzt klar, daß man Musik nicht einfach so kopieren soll.
Antwort
Ist das so?
Beim Punkt der Akzeptanz von Kopierschutzmechanismen stimme ich Dir erst einmal zu. Kein von den damit verbundenen Problemen betroffener Verbraucher war von ihnen begeistert. Nicht umsonst gab es deshalb ja auch das "c't-CD-Register" (siehe: CD-Schutz kontra Verbraucherschutz). Vertreter der "Kopierschutz-Politik" wiederum, wie z.B. Dr. Hartmut Spiesecke, Pressesprecher der deutschen Phonoverbände, interessierte damals die Problematik überhaupt nicht, bzw. eher sekundär.
Erst die von den entsprechend Involvierten über einen längeren Zeitraum wahrgenommene Inakzeptanz von Seiten der Verbraucher führte zum Verzicht auf die Un-CD. Es war daher, wie Meiner Einer es m.M.n. richtig formulierte, "der Markt", welcher das Phänomen in der Versenkung verschwinden liess.
(Davon abgesehen muss allein schon wegen des Stichworts Deshalb Langzeitarchivierung..., schlechte CD-Lebenserwartung dem Benutzer eine Privatkopie ohne Einschränkungen jedweder Art möglich sein. (Über Urheberrechtsfragen im digitalen Zeitalter kann man sich ja z.B. bei iRights.info informieren.))
So, wie beim CD-Kopierschutz, verhält es sich m.E. auch mit dem Verschwinden des Digital Rights Managements, das von vielen Usern vor allem als "Digital Restrictions Management" empfunden wurde. Was bei EMI und Apple begann, fand dann seine Fortsetzung bei anderen Anbietern. Dies führe ich u.a. auch auf die Anstrengungen europäischer Verbraucherverbände zurück. Insofern teile ich hier ebenfalls die Meinung von Meiner Einer.
Abschliessend vielleicht noch folgende persönliche Anmerkung: Im Zusammenhang mit dem angesprochenen Thema taucht immer wieder der Begriff "Raubkopie" auf. (@ start78: Dies bezieht sich jetzt ausdrücklich nicht auf Deine Signatur... ;)) So lieb, oder eben halt nicht lieb, das von den entsprechend Verantwortlichen gemeint sein mag, ich würde es begrüssen, wenn hier endlich einmal die, wenn überhaupt, juristisch eher zutreffende Formulierung Diebstahl Einzug halten würde. Raub sieht m.E. "etwas" anders aus... ;).
Gruss, DAU