Hallo, ich bin nun auch schon seit Jahren zugange, meine klassische Musik in eine übersichtiliche Struktur zu bekommen. Habe alles als Flac auf dem Homeserver und benutze meist Foobar zum Hören.
Jedenfalls war ich mit keiner der vorgeschlagenen oder selbsterdachten Lösungen zufrieden, weil es ja auch darum geht, die Musik auf dem mp3-Player, dem Handy, Autoradio oder auch mal mit einer anderen Playersoftware hören zu können. Und somit hilft mir das schönste flexible Tagging in Foobar wenig, wenn es mich für alle Ewigkeiten an Foobar bindet...
Deshalb dachte ich mir, daß CDs ja eine total willkürliche Sache sind: Jemand (es war übrigens Herbert von Karajan!) dachte sich, daß eine Scheibe eben 70 Minuten Länge und 12 cm Durchmesser haben soll. Davon wußten Komponisten wie Bach aber noch nichts! Also warum soll ich mich beim Archivieren meiner Musik weiterhin an diese CD1-CD2-CD3-Struktur halten, mit allen sich daraus ergebenden Problemen? Um später einmal die originale CD wieder brennen zu können? Wofür eigentlich noch? Mein Autoradio spielt mp3-CDs, die viel mehr als 70 min. Spieldauer haben, der mp3-Player hat 2GB, also auch nicht 70 min. - ganz egal, in welchem Format ich Musik darauf speichere!
--> Also: Weg mit dieser ganzen CD-70-Minuten - Denkbeschränkung! Dann lösen sich nämlich alle Probleme mit klassischer Musik fast sofort in Luft auf. Einzig die Ordnerstruktur auf der Festplatte hat bei mir noch den Bezug zur urspünglichen CD; jede CD hat im Musik-Ordner ihren eigenen Ordner nach dem Schema:
Komponist - Albumtitel CD X - Performer
z.B.
Bach, J.S. - Matthäuspassion CD 1 - Gönnenwein
Bach, J.S. - Matthäuspassion CD 2 - Gönnenwein etc.
In den jeweiligen Ordnern befinden sich die einzelnen Tracks als einzelne .flac-Dateien mit dem Namensschema
Track Titel
also eben ganz normal, wie der Ripper sie im Normalfall anlegt und wie sie über freedb von Tagging-Programmen benannt werden. Das ist auch eigentlich nicht besonders wichtig, es dient nur dazu, später immer noch die Möglichkeit zu haben, die originale CD wieder brennen zu KÖNNEN, wenn es sein muß, und eine Referenz zu haben, falls beim Taggen mal ein Kuddelmuddel entstanden sein sollte, um die Dateien wieder korrekt zuordnen zu können.
In jedem CD-Ordner befindet sich außerdem eine Folder.jpg (300x300 Pixel) für den Windows-Explorer. So kann man sogar einigermaßen den Überblick im Explorer behalten (als schöner Nebeneffekt!) - Der eigentliche Sinn der Folder.jpg ist aber, in einem Rutsch jede Flac mit einem Cover-Bild im Tag ausstatten zu können (z.B. mit mp3tag). Das ist bei mir nämlich zusätzlich der Fall, um die Coverbilder auch auf dem mp3-Player angezeigt zu bekommen. (Außerdem dient es wiederum der Rekonstruktion bei eventuellem Tagging-Kuddelmuddel!)
Zusätzlich findet sich in jedem CD-Ordner (bei CD-Boxen immer im CD 1-Ordner!) eine .pdf des Booklets oder auch ein Ordner "scans" mit .jpg's des Booklets - sofern vorhanden! Die Qualität der originalen Scans des Booklets sollte möglichst hoch sein, um später leicht neue, höherwertige Folder.jpg's anfertigen zu können, falls die Anzeigegeräte besser werden sollten...
Somit wären ALLE Informationen, die mir eine CD liefern kann, schon einmal in der Ordnerstruktur NEUTRAL und zukunftssicher archiviert!
Und nun zum Tagging der Musik, um eine möglichst der klassischen Musik adäquate Struktur zu erzeugen, die im Alltag beim Hören auf dem PC oder Player das Auffinden möglichst einfach macht:
Da ich nicht mehr von der CD abhängig bin, interessiert es mich nicht mehr, daß z.B. auf einer CD je eine Symphonie von Beethoven und Brahms enthalten waren - mit allem Tagging-Problemen, die sich daraus ergeben würden... (Album-Name? Komponist? Artist?) Ich gebe einfach jedem WERK den Album-Tag. Das geht dann so:
ALBUM: Symphonie Nr. 9
ARTIST: Beethoven
ALBUM ARTIST: Karajan
TRACK: 02
TITLE: Allegro vivace
Mehr braucht es erst einmal nicht. Mit diesen Informationen spielt mir jeder Player alles korrekt ab und gruppiert es auch richtig. Denn wenn ich noch eine Aufnahme der 9. Symphonie von Beethoven in meiner Sammlung habe, diese aber von Abbado dirigiert wurde, dann verhindert der unterschiedliche Album Artist, daß im Player beide Aufnahmen als ein Album angezeigt werden. Und entsprechend verhindert der Artist, daß Beethovens 9te und Bruckners 9te in ein Album "gemampft" werden.
Hierfür sind keine zusätzlichen Konfigurationsänderungen an irgend einem Player vorzunehmen und meine klassische Musik wird trotzdem endlich nach ihren Besonderheiten berücksichtigt.
Einige Details:
- Die Matthäuspassion von Bach auf 3 CDs ist natürlich jetzt EIN Album und erfordert etwas Nacharbeit beim Taggen, weil die Tracknummern fortlaufend gemacht werden müssen - das geht z.B. mit Foobar mit "Auto-Tracknumber" (Kuddelmuddel ausgeschlossen, da die Datei ja den urspünglichen Track jeder CD noch im Dateinamen behält!)
- Für viele Einzeltitel, die eigentlich jeder ein eigenes Werk (z.B. mit eigener BWV-Nummer) darstellen, gibt es oft den Namen einer Sammlung, der dann als ALBUM-Tag herhalten kann, z.B. "Schübler-Choräle", "Clavierübung dritter Theil" etc. So wird vermieden, daß die Anzahl der Alben sich der Anzahl der Titel annähert...
- ARTIST und noch mehr ALBUM ARTIST dienen vor allem der Ordnung. Wer mehr Informationen zu seiner Musik abrufbar haben will, z.B. in Foobar, der kann - wie ich - das flexible Tagging in Foobar bis zum Exzess treiben, was sich aber bei Weitergabe an Freunde oder Abspielen auf dem Autoradio nicht negativ auswirkt, weil die zusätzlichen Tags einfach nicht berücksichtigt werden.
So habe ich die zusätzlichen Tags:
GENRE: eher im Sinne von "Gattung" (z.B. Symphonie, Sonate, Kantate etc.)
EPOCH: Barock, Klassik, Moderne
TONART: g-moll, D-dur
DATE: Jahr der Komposition - sofern bekannt. (So kann ich mir sogar die "Charts" z.B. des Jahres 1722 anzeigen lassen, und mal sehen, wer damals was komponiert hat - höchst aufschlußreich!)
COMPOSER: Diesmal richtig als "Bach, Johann Sebastian (1685-1750)"
CONDUCTOR: z.B. "Rilling, Hellmuth"
SOLOIST: falls vorhanden, bei mehreren getrennt durch Trennzeichen zum Suchen nach einzelnen Solisten
BAND: Orchester, falls vorhanden
INSTRUMENT: Cembalo, Klavier, Gambe etc.
OPUS: z.B. "BWV 249", "KV 47", "op. 33"
COUNTRY: erklärt sich von selbst
Wo ich LYRICS speichern soll, bin ich mir noch nicht im Klaren, man kann ja auch die Texte von Vokalwerken aus dem Internet leicht mit copy-paste übernehmen...
Mit dieser Methode kann ich mir in Foobar (mit ColumnsUI und dessen Filtern) zum Beispiel alle Cembalowerke des Jahres 1734 aus Frankreich anzeigen lassen, oder die kompletten Orgelwerke von Bach, oder oder oder...
Sagt ich spinne, aber auch wenn man diesen ganzen Zusatzkram wegläßt besticht mein System doch in der Grundform und läßt sich jederzeit durch Recherchen im Internet ausbauen, soweit man will - ohne je wieder etwas ändern zu müssen oder die Grundfunktionalität für primitive Abspielgeräte zu verlieren, und darum geht es doch beim Archivieren, oder?
Was haltet ihr davon?[B]