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1 bearbeitet von DAU (Original: 2005-04-06 22:48)

Thema: Netlabel-ein interessantes Phänomen

Mit diesem Beitrag möchte ich einmal auf eine recht spezielle Folgeerscheinung der Audiokompression eingehen, die inzw. seit geraumer Zeit im Internet präsent ist.
Es geht um so genannte "Netaudio-Label", deren Entstehung im doppelten Sinn mit dem Phänomen der Audiokompression verwoben ist.
Doppelt deshalb, weil erst einmal die Erfindung des MP3-Formates durch das Fraunhofer-Institut die Entstehung dieser Szene überhaupt ermöglichte, & zum zweiten, weil in Folge entwickelte Programme, wie z.B. "Winamp" von Nullsoft oder "Traktor" von Native Instruments zu einer Verbreitung bzw. weiteren Nutzung des entsprechenden Materials beitrugen.

Das Thema berührt natürlich nur einen "Nebeneffekt" des hier inzwischen recht scharf umrissenen Sachgebietes "Audiokompression", es dürfte aber m.E. in Zukunft an Relevanz für Musikliebhaber gewinnen. (Es sei denn, Einschränkungen der Internetnutzung würden dem einen Riegel vorschieben.)

Doch zurück zum Thema: Was habe ich mir eigentlich unter einem "Netlabel" vorzustellen?

Hier einige Links, die die Begriffe selbst bzw. die Hintergründe der Entstehung näher beleuchten:
* Die Geschichte der Netlabel (von Moritz "mo." Sauer)
* Freie Kultur - Wesen und Zukunft der Kreativität (von Lawrence Lessig, als OpenBook-PDF unter CC-Lizenz bei Open Source Press)
* Mix, Burn & R.I.P. (von Janko Röttgers)
* Netaudio (Wikipedia)
* Netlabel (Wikipedia)
* Netlabels - die geheime Revolution (gulli-Artikel)
* Netzklang - Netaudio und Netlabels (PDF von Matthias Reinwarth)
* Netzlabel (Artikel von Janko Röttgers auf iRights.info)
* Sebastian Redenz: Das Netlabel als alternativer Ansatz der Musikdistribution (PDF) (enthalten im "Open Source Jahrbuch 2005"; Blatt 401 ff. oder als Einzeldownload)

Zusammenfassend: "Netlabel" entstanden zumeist aus der so genannten "Tracker-Szene". Gefördert werden sollten v.a. neue Vertriebsmöglichkeiten als Alternative zu herkömmlichen Vertriebsstrukturen bzw. kostenpflichtigen Portalen & eine langfristige Künstlerunterstützung mit Hilfe des Mediums Internet. Dabei setzte bzw. setzt man auf das Angebot des freien Downloads.
Eine Finanzierung der Urheber & der entsprechenden Rechteverwerter ist entweder per "PayPal" (siehe auch: "Micropayment") oder per Direktkauf  von z.B. parallel zu den Files angebotenen CDs möglich. Bei den Nutzungsrechten spielt die Creative Commons-Lizenz eine zentrale Rolle.
(weiterlesen: Frickelnde Musikaktivisten (Spiegel/Verena Dauerer) / Zerinnerung: Label für exquisite Netaudio-DJ-Mixe (Phlow-Interview); "Zerinnerung" findet man inzw. unter "Mixotic"...)

Die Tracks werden meistens aus Kompatibilitätsgründen im MP3-Format angeboten, manchmal aber auch, wie z.B. beim Label "Tokyo Dawn Records", als Vorbis- oder, wie z.B. bei "unfoundsound", als FLAC-Datei. Bei den Codierungsraten ist so einiges möglich, je nachdem, wie die Qualitätsansprüche definiert werden. "Thinner" z.B. bietet m.W. durchweg MP3s an, die mit 192 kbps CBR codiert wurden, "Epsilonlab" als anderes Beispiel manchmal auch mit VBR-Settings erstellte Titel. Die Frage der Traffic- bzw. Server-Kosten oder des Streamings mag bei den entsprechenden Entscheidungen für oder gegen eine Codierungsrate evtl. auch noch eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
In der Regel werden die Dateien ordentlich beschriftet & getaggt, was ihre Benutzung natürlich erleichtert. "Thinner" mag da als lobenswertes Beispiel dienen.
Das Spektrum der angebotenen Musik umfaßt diverse Spielarten so genannter Elektronischer Musik. (Siehe auch: Ishkur's Guide to Electronic music.) Von Ambient über Downbeat, Dub, Hip Hop, IDM oder Minimal bis hin zu House, Techno, Drum 'n' Bass oder Dubstep ist alles möglich. Obskuritäten, Pop oder Jazz in verschiedensten Ausprägungen kann man ebenfalls finden.
Manche Label, wie z.B. das inzwischen mehrfach erwähnte "Thinner", bemühen sich aber auch, ein Profil zu entwickeln, das sie von anderen abhebt. In diesem Fall wirkt die Benutzung des Delays während der Musikproduktion als eine alles verbindende Klammer. Urban Dub im Sinne von Basic Channel oder Chain Reaction als eine andere.
Letztlich sei noch angemerkt, daß man einerseits viele Perlen, andererseits aber auch das Gegenteil beim Herumstöbern in den zur Verfügung stehenden Archiven entdecken kann. (weiterlesen: Netlabelmania 2.0 - Quantität erstickt Qualität (Phlow/Moritz "mo." Sauer)

Wo kann ich Infos über "Netlabel" bzw. Neuerscheinungen bekommen?
* ACOWO: Podcast on Netlabel Releases
* Breitband (Deutschlandradio Kultur-Sendung mit Blog)
* De:Bug (PDF-Archiv)
* Djeyran Kultur-Journal
* elektrobong
* Free Music Archive
* INQ Mag
* Internet Archive: Netlabels
* Kreislauf.ORG
* MadridMUSIC
* minlove
* net_labels_ru
* netaudio.blogspot.com
* netaudio.es
* netlabelism.com (Magazine For Quality Netaudio)
* Netlabels.de
* Netlabels.org (Free Music Culture Community)
* Netlabel-Board
* Netlabel-Liste auf nOtheen
* Netlabel-Liste von Machtdose
* Netlabels & News
* nettare.org
* noerror
* Phlow-Magazin
* Phlow Magazine (engl.)
* Programa Marca Branca
* Red Ferret (Wiki)
* rowolo.de
* scene.org
* sonicSQUIRREL.net
* SoNHoRS
* Starfrosch
* Traxernews

Einige "Netlabel" im Überblick:
* -N
* 12rec.net / 17 Sons Records / 20kbps rec. / 2063music / 8bitpeoples / 8bitrecs
* aaahh-records / Abdicate Cell / ABYSSA / AcediaMusic / Acroplane / aerotone / Ageema Music Club / ailimaf.com / AlpineChic / ansiform / Antartek Records / Antena / Aquavelvas / Aquietbump / Archaic Horizon Records / archipel / arteqcue / audio808 / Audio Gourmet Netlabel / audiotie / auflegware / Autoplate / autres directions in music
* Bad Panda Records / bio-mechanics / Bird Song / Breathe / broque.de / Budabeats / Bump Foot / Byteburger Records
* Camomille / Chew-Z / Clinical Archives / Cold Tear Records / comatronic / comfort stand records / corpid / Cut
* deeplimit / der kleine grüne würfel / Discos Konfort / Dreamland Recordings / DoBox Recordings / Dusted Wax Kingdom / Dystopiaq
* EARLabs (archive.org-Archiv) / Eastern Recordings / Einzeleinheit / Enough Records / Entity Records / Epsilonlab / experimedia
* Filtro / FOEM / Fragment / Fresh Poulp Records / Fronha Records / Fukkgod / Funque Droppings / FUSELab / Fwonk*
* General Fuzz / GOD Rekidz / groovecaffe
* Hazard Records / headphonica / Heavy Industries / hippocamp / Hujan! Rekords / Humanworkshop
* iD.EOLOGY / Inoquo / Interdisco / INTOXIK / inv3rno
* Jahtari
* Kahvi Collective / Kikapu / Kirsten's Postcard / KNOBS / Kondi Records
* lacedmilk tech / language lab / laridae / Laverna / LCL (LibreCommeLair) / leftroom / Legoego / Lost Children Net Label / Luxus-Arctica
* Mahorka / mastik / Merzbau / Miasmah / MiMi / Mindtours / minushabens.com / Modularfield / Moment Sound / Monofónicos / monotonik / Morris Audio / Musicartistry Recordings / Musica Vermella
* Narrominded / ndorphin / NetLabel.Zeste.Net / Nexsound / Nishi / no-response / norbu / No Type
* Observatory / offaudio / Ogredung / one / One Bit Wonder / OpenLab Records / Oscilator / Otium
* Panospria / Pause / Pentagonik / Peromusic / Petite&Jolie / Phonocake / Plainaudio / Polygon Network / Pop Quiz / postmoderncore / Postunder / Prepost / Pueblo Nuevo / pulsewith
* QED records
* Rack & Ruin records / reamp3 underground / reihe3 / rentner records / Resting Bell / _rohformat / rope swing cities / Roter Fleck
* s!te.records / Second Sun Recordings / Serein (archive.org-Archiv) / Series Media / signal-zero / Silent Flow Netlabel / sinergy-networks / Slapart / sofasound / Sojus Records Network / Sologroove / sonica / Soulseek Records / spontanMusik / stadtgruen (archive.org-Archiv) / sublogic corporation music / Subsource / Supafeed
* Take Pills Die / Takt als Mittel / test tube / Thinner (scene.org-Archiv) / This Side Music / TIBProd. / tonAtom / Tonkultur / Tokyo Dawn Records (scene.org-Archiv) / TROORG / Tropic Netlabel / Toucan Music
* unfoundsound / uran97
* Vibrants
* Webbed Hand Records / White In Music (archive.org-Archiv / sonicSQUIRREL-Archiv)
* You Are Not Stealing Records / Yuki Yaki
* Zeromoon / zh27 / zymogen

"Netaudio"-DJ Mixes:
* deepindub.org (DJ Sets Netlabel)
* Loopzilla (DJ Sets Netlabel)
* Mixotic (DJ Sets Netlabel) (ehemals Zerinnerung)
* op3n.net (DJ Sets Netlabel)
* Sonic Walker (DJ Sets Netlabel)
* SUBmix (Subsource Instant DJ Sets)
* thirteensongs.net (Experimental Music Mixtapes)

"Netaudio"-Radio:
* netwaves (Netaudio/Netlabel Podcasts)
* nOtheen
* weitere auf Netlabels.org

Aussichten:
Die Anzahl ernstzunehmender Netlabel wird, wie's derzeit ausschaut, weiterhin wachsen.
Ogg Vorbis dürfte wohl als lossy Open Source-Format an Bedeutung für die Label gewinnen. Lossless Codecs, wie z.B. das ebenfalls der Open Source-Community entspringende FLAC, könnten aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen, wenn die Zahl der Breitbandanbindungen der Haushalte zunehmen & Traffic-, wie auch Server-Kosten abnehmen sollten.
Bisher noch nicht bekannte bzw. bedachte Finzanierungsmodelle könnten die ganze Angelegenheit ebenfalls nach vorne treiben.
Alles in allem: Die Beobachtung dieses "Randphänomens" der Audiokompression bleibt m.M.n. weiterhin interessant.

A Bill of Rights in Cyberspace

2 bearbeitet von Lego (Original: 2006-08-23 18:04)

Re: Netlabel-ein interessantes Phänomen

Kein Netlabel, aber ein interessantes Projekt ist auch die


Piano Society

Free mp3 recordings of classical piano music by Bach, Beethoven, Chopin, and other composers..

Insbesondere auch deshalb, weil man auf eine MinimalQualität Wert legt und die Aufnahmen (laut eigenen Angaben) zur Qualitätskontrolle auch intern (an)testet.

Hier gehts zum [url=http://www.playauditorium.com/]Auditorium[/url] ...

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Re: Netlabel-ein interessantes Phänomen

Neuerdings greift da übrigens auch der Flac-Trend um sich. Zwar musste man bereits von Anfang an Lossless-Formate hochladen aber bisher konnte man die nicht unbedingt ziehen ^^

Danke LEGO für den Klassik-Link hab dadurch endlich mal Stahlbrand wiedergehört und gleich gespeichert. Den gibts sonst gar nicht mehr.

4 bearbeitet von DAU (Original: 2009-04-25 02:12)

Re: Netlabel-ein interessantes Phänomen

Update:

Seit der Thema-Eröffnung sind inzw. einige Jahre vergangen, weshalb ich den Artikel kurz ergänzen möchte, denn es verändern sich gerade einige Dinge für die Nutzer, wie auch für die "Macher", bzw., sie haben sich schon verändert...

Manch einem dürfte im Lauf der Zeit aufgefallen sein, dass so einige als etabliert geltende Label ihre Segel aus unterschiedlichen Gründen (engl. Essay von Sebastian Redenz; Thinner-A&R) entweder komplett gestrichen, oder aber in Richtung "Kommerzialisierung" (De:Bug-Artikel von Bastian Thüne) gewendet haben. In Bezug auf das Verschwinden bedeutet dies für den Musikliebhaber erst einmal, dass er nun entweder bei Internet Archive oder bei Scene.org nachschauen sollte, ob von dem evtl. durch einen Freund oder eine Freundin empfohlenen Album, Künstler oder Netlabel älteren Datums noch einige "Überbleibsel" zu finden sind. (Siehe auch: Die Flüchtigkeit der Netlabels, die Langlebigkeit der Musik) In Bezug auf die "Kommerzialisierung" bedeutet dies hinwiederum, dass man sich, im Gegensatz zur Vergangenheit, beim nun auch mit kostenpflichtigen Downloads arbeitenden Lieblingslabel überlegen muss, ob einem dessen Arbeit, oder die des jeweils vertretenen Künstlers, das geforderte Entgelt wert ist, da für die Beteiligten der auf den entsprechenden Web-Seiten vorhandene PayPal-Button offensichtlich von all zu vielen Usern nur als altruistisches "Nebenbei" missverstanden wurde. (Ein anderer Grund für die Veränderungen dürfte bei hier ansässigen Labels aller Wahrscheinlichkeit nach auch gewesen sein, dass eine GEMA-Mitgliedschaft und Creative Commons (bisher) nicht kompatibel sind.) (siehe auch: GEMA-Verwertung vs. CC-Lizenzen bei Phlow)

Das angesprochene Thema sollte für alte "WWW-Hasen" kein neues sein, denn manch einer von ihnen mag sich an die verflossenen Anfangszeiten von BeSonic oder MP3.com erinnern, als (stellvertretend für andere, jeweils persönlich wahrgenommene Musiker) z.B. Marko Fürstenberg noch unter dem Pseudonym Dolby oder Surphase beim letztgenannten Portal seine frühen Arbeiten oder DJ-Sets ins Netz stellte. Andererseits war das anvisierte Geschäftsmodell natürlich ein völlig anderes. Insofern freue ich mich darüber, dass inzwn. mit Jamendo eine neue Plattform für (bisher) unbekannte Künstler existiert, deren Betreiber auch nicht davor zurückscheuen, der mehr oder minder beliebten GEMA den Fehdehandschuh hinzuwerfen.

Doch zurück zum Thema: Grundsätzlich gesehen läuft die Entwicklung, so, wie sie sich mir derzeit darstellt, darauf hinaus, dass es in Zukunft, der jeweiligen Motivation entsprechend, eine weitere Aufspaltung in nicht am Gewinn interessierte, in auch am Gewinn interessierte oder in grundsätzlich am Gewinn interessierte Netlabels geben wird.

Abgesehen davon nimmt nun in Sachen "Audio-Files ohne Massregelung" der Druck durch die "Grossen" im Geschäft zu, da sie, wie es sich schon seit geraumer Zeit abzeichnete, auf DRM inzw. verzichten und somit ihr Angebot in Kürze z.B. von DRM-WMA auf MP3 umgestellt haben dürften. (Einen eMusic- oder Beatport-Nutzer sollte das natürlich erst einmal nur ein müdes Lächeln kosten.) Inwiefern sich dann zukünftig Digitale Wasserzeichen etablieren werden, steht noch einmal auf einem anderen Blatt.

Um zum Schluss zu gelangen: Netlabels, die auf offene Dateiformate, sauber codierte Audio-Files und inhaltliche Qualitätsstandards setzen oder gesetzt haben, dürften sich des Zuspruchs von Seiten der Interessierten auch weiterhin erfreuen. Insbesondere das Angebot von FLAC-Files sollte ihnen, ganz abgesehen vom Musikangebot jenseits des "Massengeschmacks", einen gewissen Vorsprung zu den kommerziellen Portalen sichern, da diese bis auf einige Ausnahmen z.Zt. erst einmal die "MP3-Stufe" erklimmen. (Anmerkung zur "MP3-Stufe": Beobachtenswert dürfte bleiben, ab wann dann nun endlich auch bei den "Grossen" VBR-Settings "entdeckt" werden, denn derart codiertes Material wird von einigen Netlabels schon seit geraumer Zeit angeboten.)

Zum eingangs angesprochenen Problem fällt auch mir keine Patentlösung ein. Meiner Meinung nach findet da schlicht und ergreifend ein Klärungsprozess statt, dessen Ursachen wohl nicht zuletzt auf Missverständnissen zwn. manchen "Schaffenden" und ihren Rezipienten beruhen.

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